Mittwoch,
17. März 2004
Heinz' Tochter: Ausgerissen und zum Vater geflohen
Eigentlich haben wir schon den 18. Aber es ist erst 1 Uhr in der Früh.
Ich fasse es immer noch nicht - Heinz´ Tochter
ist bei uns. Ich habe ihr eben das Sofa zurecht
gemacht, damit sie (zumindest erstmal) hier bei
uns schlafen kann. Aber so recht verstehe ich die
Lage jetzt noch nicht...
Jedenfalls klingelte gestern Abend bei uns das
Telefon, ziemlich spät, so gegen zehn vor elf. Der
Apparat steht neben Heinz am Bett, also ist er
(halb verschlafen) rangegangen - und saß prompt
aufrecht im Bett. Seine Tochter war dran, sie rief
von einer öffentlichen Telefonzelle in der
Innenstadt an, Heinz solle sie dort abholen, jetzt
sofort. "Papa, du musst jetzt herkommen." Natürlich
ist Papa auch sofort losgefahren, er meinte noch zu
mir, in ungefähr einer 3/4 Stunde wäre er wieder da,
wenn er sie dort einsammelt, nach Hause fährt und
dann wieder heimkommt. Verwundert war ich schon,
müde war ich allerdings auch - also bin ich umgehend
wieder eingeschlafen. Heinz hat mich dann etwa eine
halbe Stunde später geweckt, wo denn das Ersatzbettzeug
wäre, er müsse das Schlafsofa beziehen. ??? Naja, seine
Tochter schläft da doch heute Nacht. ???
Während ich dann halbverschlafen lostappere und das
Sofa zurecht mache, erzählen mir Vater und Tochter so
im Wesentlichen, was vorgefallen sei:
Heinz´ Tochter ist offenbar gestern Abend bei einer
Schulfreundin gewesen, eigentlich zum Lernen, aber die
Mutter der Schulfreundin ist die Woche auf Fortbildung
und der Vater muss auf die Kinder aufpassen und sie
betreuen, und der hätte halt die Idee gehabt, nach
erfolgreichem Lernen einfach noch eine Runde Pizza
für alle zu holen, und dann hätten sie zusammen Video
geschaut und richtig viel Spaß gehabt. Okay, es sei
dann halt etwas später gewesen, bis sie nach Hause
gekommen sei. Eigentlich soll sie ja immer spätestens
halb neun, neun wieder zu Hause sein, sagt Heinz´
Frau, und gestern wäre es ja wirklich schon kurz nach
zehn gewesen, bis sie heimkam. Sie hätte ja schon ein
schlechtes Gewissen gehabt, weil es so spät geworden
sei, und dass am nächsten Tag Schule ist und sie früh
aufstehen muss, weiß sie ja auch selber. Da hätte
niemand was zu sagen müssen, sie hätte sich so schon
schlecht genug gefühlt, und wollte sich ja eigentlich
auch gleich bei ihrer Mutter entschuldigen - aber als
sie heimkam, war wohl N. bei ihnen, saß mit ihrer
Mutter im Wohnzimmer, und hätte, als sie ins Zimmer
kam, ohne jede Vorwarnung angefangen, wild mit ihr zu
schimpfen. Was sie sich denn dabei denken würde, ihrer
armen Mutter solch einen Schreck einzujagen, einfach
nicht nach Hause zu kommen, wo sie sich denn
rumtreiben würde, in ihrem Alter, ob sie denn komplett
bescheuert sei?! Verlottert, schlampig, was weiß ich
...
Langer Rede kurzer Sinn: Tochter kommt reuig nach
Hause, der Freund der Mutter regt sich darüber
furchtbar auf und schimpft sie aus, und die Tochter,
eben noch ganz zerknirscht, reagiert trotzig und
beginnt zurückzuschimpfen, von wegen, er hätte ihr
gar nichts zu sagen, er solle gefälligst seine
Klappe halten. Freund ist beleidigt, was für ein
ungezogenes Gör sie wäre, Mutter ist betroffen, wie
könnte sie so etwas nur zu N. sagen, sie wüsste doch,
dass N. ein guter Freund von ihnen sei und ihnen allen
nur Gutes wolle, Tochter explodiert ihnen beiden ins
Gesicht und rennt dann stocksauer mitten in der Nacht
aus dem Haus. Halbe Stunde später ruft sie ihren
Vater von einer öffentlichen Telefonzelle aus an,
dass er sie abholen soll.
Tja, und nun steht sie also bei uns in der Wohnung
und erklärt, nach Hause zurück geht sie nicht,
jedenfalls nicht, so lange dieser "blöde Kerl" da sei
und ihre Mutter dem nicht verbieten würde, so mit ihr
zu sprechen, der "blöde Kerl" hätte ihr gar nichts zu
sagen, der brauche sich gar nicht so aufzuspielen!
Heinz hat daraufhin erstmal bei seiner Frau
angerufen, die die Geschichte der Tochter (jedenfalls
im Großen und Ganzen) so bestätigt hat. Damit beide
Parteien (sprich: Mutter und Tochter) sich ein bisschen
beruhigen können, haben sich Heinz und seine Frau
darauf geeinigt, die Tochter könne erst einmal bei uns
bleiben, wenn sie dies denn unbedingt wolle. Heinz
solle sie halt am nächsten Morgen zuhause vorbeibringen,
damit sie ihr Schulzeug abholen könne, und sie dann in
die Schule fahre.