Samstag,
20. März 2004
Gespräch mit der Ex: Tochter zieht bei uns ein
So, heute Mittag hatten wir also unsere "große Besprechung".
Heinz´ Frau hatte darauf bestanden, dass das Gespräch bei ihr zu
Hause stattfinden sollte, auch wenn Heinz es ja lieber auf "neutralem
Boden" in einem Cafe oder so gehabt hätte - allerdings hat seine
Noch-Ehefrau ja schon letztens bewiesen, dass auch ein öffentliches
Lokal bei ihr keine Garantie dafür darstellt, dass sie auf
irgendwelche Szenen verzichtet. Ebenso hatte seine Frau darauf
bestanden, dass ihr Freund N. dabei sein sollte. Und zudem hatte sie
noch verkündet, dass sie - wenn ich dabei sei - jedes Gespräch sofort
abbrechen würde. Sie hat also so richtig schön in jeder Hinsicht
alles so gestaltet, wie sie es haben wollte, ohne jede Rücksicht auf
Heinz oder die Kleine, die sich ja auch umgehend weigerte, ein
Gespräch zu führen, wenn "dieser blöde Kerl" dabei sei. Und dann hat
sie auch noch eine gut halbe Stunde vor dem vereinbarten Treffen
(wir wollten gerade losfahren) angerufen, es würde ihr um die Zeit
doch noch nicht passen, es wäre ihr ungelegen, und wir sollten bitte
erst gegen halb eins kommen statt, wie vereinbart, um elf. Die Kleine
hat sich dann auf den Standpunkt gestellt, wenn sie der Mutter
"ungelegen" käme, würde sie es gleich ganz bleiben lassen, und mit
deren Freund würde sie sowieso nicht reden, wenn der da wäre, ginge
sie nicht hin, und das hätte sie ihrer Mutter schon Mittwoch gesagt,
bei dem großen Krach! Wir hatten also richtig schön den dicksten
Familienkrach bei uns in der Wohnung - die Kleine schaltete auf stur,
nein, sie würde da nicht hingehen, dass wäre ihr letztes Wort, sie
hätte eh nichts mit der Mutter zu bereden. Heinz hat versucht, ihr
das Ganze "behutsam" zu erklären, war damit aber nicht so richtig
erfolgreich. Schließlich habe ich vorgeschlagen, ich sei bei dem
Treffen ja eh nicht dabei und würde inzwischen in ein nahe gelegenes
Schnellrestaurant gehen, vielleicht hätte sie ja Lust mitzukommen und
danach könnte man ja immer noch weitersehen. Darauf ist sie dann
immerhin eingegangen...
Wir sind dann also alle (eineinhalb Stunden später als geplant)
losgezogen, Heinz hat die Kleine und mich bei dem Schnellrestaurant
abgesetzt, und er ist alleine in sein altes Haus zu seiner
Noch-Ehefrau und deren neuem Freund gefahren. Wir haben derweil in
aller Ruhe gegessen und sind dann gemütlich losgezogen und haben uns
sogar noch in eine Eisdiele gesetzt und jede einen schönen großen
Eisbecher gegessen, während wir warteten, dass Heinz sich per Handy
melden würde. Im Grunde war das für mich die erste Gelegenheit,
richtig und in Ruhe mit der Kleinen mal zu reden, und ich habe
gemerkt, wie unsicher und verängstigt sie im Grunde doch ist. Zur
Mutter will sie nicht, solange sie das Gefühl hat, der ist ihr neuer
Freund wichtiger als sie, ihr Bruder verzieht sich nur in seinem
Zimmer und hockt ununterbrochen vor seinem Computer, und keiner hört
ihr mal zu, wenn sie mal was zu sagen hätte...
Heinz rief dann an, wir sollten zum Haus kommen (zehn Minuten zu
Fuß von der Eisdiele weg) und die Kleine sollte, wenn sie es will,
ein paar Sachen zusammen packen und mit uns kommen, alles weitere
würde er uns dann erklären.
Als wir ankamen (ich war noch nie in Heinz´ altem Haus - schon
ein ziemlich komisches Gefühl) hat die Kleine darauf bestanden, dass
ich mit hinein käme, alleine ginge sie nicht. Ich bin dann mir ihr
an die Tür gegangen und habe geklinget, die Mutter hat geöffnet,
mich gesehen und die Tochter angebrüllt, was sie sich dabei denken
würde, "diese Schlampe" zu ihr mitzubringen, N. hat sich natürlich
auch eingeschaltet und irgendetwas gesagt von wegen "so eine billige
Nutte käme ihm (?) nicht ins Haus". Heinz hat zum Glück die Fassung
bewahrt und die Kleine einfach gebeten, doch mit ins Wohnzimmer zu
kommen, es würde auch nicht lange dauern. Ich habe dann wie bestellt
und nicht abgeholt und von allen umliegenden Nachbarn in der
Reihenhaussiedlung neugierig bestaunt vor der Tür gewartet...
Keine zehn Minuten später kamen Heinz und die Kleine dann aus dem
Haus, Heinz hatte eine große Sporttasche in der Hand und die Kleinen
einen gewaltigen vollgestopften Wanderrucksack. Schweigend haben sie
mich dann eingesammelt und wir sind losgefahren. Am Ende der Siedlung
ist Heinz dann an den Straßenrand gefahren und hat angehalten, und
ich konnte sehen, wie sehr ihm seine Hände zitterten. Er fragte dann
die Kleine, ob wir uns nochmal irgendwo reinsetzen sollten, damit sie
beide mir erzählen könnten - was wir dann gemacht haben.
Also: Als Heinz hinkam, hat ihm der neue Freund die Tür aufgemacht
und ihn reingebeten - in sein eigenes Haus, ein ganz tolles Gefühl,
und I. kam dann aus dem Schlafzimmer und zog sich im Rauskommen noch
den Morgenmantel über... Sie haben sich dann zu dritt ins Wohnzimmer
gesetzt (I. hat übrigens eine neue Leder-Garnitur dort stehen, wovon
sie die wohl bezahlt hat..?), und N. hat dann angefangen, die
Geschichte mal aus seiner Sicht zu erzählen. Er sehe ja, dass I. mit
den beiden Kindern überfordert sie, zumal sie ja auch noch versuche,
einen Schülerstamm für ihren Musikunterricht aufzubauen, Heinz habe
ja darauf bestanden, dass sie jetzt arbeiten müssen, um ihm seine
neue Freundin zu finanzieren (??), und von daher sei I. im Moment
einfach in jeder Hinsicht völlig fertig, deshalb müsse er sich ja so
um sie kümmern und ihr alles abnehmen, was er könne.
Selbstverständlich sei er es dann auch gewesen, der das Mädchen zur
Rede gestellt habe, als es so spät nach Hause kam, die Mutter sei ja
vor Sorge fast außer sich gewesen (wieso sie nicht einfach bei der
Schulfreundin von der Kleinen mal angerufen hat, haben sie allerdings
nicht erklärt - dabei hatte die Kleine Bescheid gesagt, wo sie
hingehen wollte).
Er habe der Kleinen also klarmachen wollen, wie sie sich gefälligst
zu benehmen habe, so ein Verhalten lasse er nicht durchgehen, und wenn
I. schon nichts sagen würde - er ließe nicht zu, dass I. sich so
behandeln ließe, auch nicht von der Tochter. Womit er seinen
Standpunkt mehr als deutlich gemacht hat - und I. hat ihm auch in
keinem Punkt wiedersprochen, sondern ihm (und auch sich selbst) nur
eifrig irgendwelchen teuren Cognac nachgeschenkt.
Heinz trug dann vor, was die Kleine ihm gesagt hatte - dass sie eben
nicht zur Mutter zurück wolle, solange N. dort sei und große Reden
schwinge, er hätte ihr schließlich gar nichts zu sagen. N. habe sofort
widersprochen, er sei für I. da und kümmere sich um sie, und genau
deshalb hätte er dem Kind sehr wohl etwas zu sagen, das Kind habe sich
gefälligst nach ihm zu richten! I. erklärte dann, sie sähe das auch so,
und die Kleine habe das eben zu akzeptieren, sonst könne sie nicht
zurück kommen, und bei Heinz und mir könne sie natürlich auch nicht
bleiben, die Wohnung sei ja viel zu klein, als dass wir die Kleinen
nehmen würden, das würden wir ja auch gar nicht wollen. Es wäre ja nur
eine Last für uns! Na danke! Offenbar kamen solche Sprüche wohl in
letzter Zeit auch öfter schon der Tochter gegenüber, dass ihr Vater sie
nicht wolle, und sie solle sich gefälligst anständig benehmen und es
sich nicht mit ihr, der Mutter verscherzen... Ich fass es nicht, dass
man einem Kind so etwas sagen kann!
Heinz sagte, natürlich wäre es nicht einfach, und wir könnten der
Tochter auch nicht viel bieten, aber wenn sie wolle, würde er sie
natürlich bei uns aufnehmen, lieber heute als morgen. Seine Noch-Ehefrau
meinte dazu nur, er solle es ruhig mal ausprobieren, er würde sie ihr
schon wiederbringen, wenn ihm der Spaß daran vergangen sei. Daraufhin
hat Heinz dann bei mir angerufen und uns Bescheid gesagt.
Als die Kleine dann dabei war, hat N. ihr dann wohl gesagt, dass sie
ein törichtes, sturköpfiges Kind sei, und er denke nicht daran, ihr
sowas durchgehen zu lassen, aber wenn ihr toller Vater dazu bereit sei,
dann sei das seine Sache, solle er doch mal versuchen, mit ihr klar zu
kommen, dann würde er schon sehen..! Und überhaupt, ihr Vater hätte ja
gar keine Zeit für sie, und seine neue Schlampe sowieso nicht, die
Kleine würde schon sehen, was sie davon hätte, wenn sie dahinginge,
aber da würde er sich auch keine Sorgen machen - spätestens nächste
Woche käme sie doch bei ihm und I. angekrochen..!
Heinz hat das Ganze etwas zu umschreiben versucht, von wegen "deine
Mutter und ich denken, es täte euch beiden vielleicht gut, etwas Abstand
zu gewissen, und wenn du möchtest, kannst du erstmal bei Audrey und mir
wohnen, vielleicht bis Ostern, und dann können wir ja noch einmal und
dann in aller Ruhe miteinander besprechen, wie es weitergehen könnte."
I. meinte wohl nur, die Kleine solle doch zu "diesem Scheißkerl"
abhauen, aber der würde sie eh nur so gemein hängen lassen, wie er sie
- die Mutter - hängen gelassen habe, und sie werde schon sehen, was sie
davon hätte. Wie könne die Kleine ihrer eigenen Mutter nur so etwas
antun? Und dann ist sie heulend aus dem Zimmer gerannt und hat sich ins
Schlafzimmer eingeschlossen, und das war´s dann. Heinz und die Kleine
haben nur noch schnell ein paar Sachen für das Kind zusammen gepackt
und sind gegangen...
Jetzt ist die Kleine also erstmal bei uns, ich habe ihr wenigstens
zwei Schubladen im Wohnzimmerschrank freigeräumt, dass sie ein bisschen
Platz für ihre Sachen hat, und ein paar alte Ordner vom Studium habe ich
in Umzugskartons verstaut, so dass sie auch den Schreibtisch mit nutzen
kann für ihre Hausaufgaben.
Also mal schauen, wie es in der nächsten Zeit so klappt, wie wir alle
drei so dicht aufeinander hocken. Aber wenn wir uns alle Mühe geben,
wird es schon irgendwie hinhauen, mit gemeinsamen guten Wille - hoffe
ich zumindest!
Anmerkung:
Mehrfach wurden in unserem Forum Vorwürfe laut, wir wollten hier wohl
Heinz' Noch-Ehefrau und ihren neuen Partner als Alkoholiker schlecht
machen. Diese Absicht haben wir nicht. I. ist eindeutig keine Trinkerin.
Der Cognac schien mehr dazu gedacht, Heinz zu zeigen, wie gut es ihr
ohne ihn geht. Ebenso die Show, als sie im Morgenmantel aus dem Schlafzimmer
kam. Das war doch nur, um Heinz zu verärgern.