Sonntag,
9. Mai 2004
Aus dem Krankenhaus zurück - alles okay!!!
Seit gestern Mittag bin ich wieder aus dem Krankenhaus. Es ist so weit
alles in Ordnung. Die Blutungen sind schnell schwächer geworden, und seit
Mittwoch haben sie endlich ganz aufgehört. Mit dem Kind ist alles in bester
Ordnung. Die Ärzte haben mich dann noch ein paar Tage zur Beobachtung im
Krankenhaus behalten. Aber nachdem keine neuen Probleme auftraten, haben
sie mich gestern nach einer gynäkologischen Abschlussuntersuchung endlich
nach Hause geschickt. Ich soll mich noch zwei Wochen schonen, möglichst
viel liegen und bloß keine anstrengenden Tätigkeiten ausführen.
Die ersten Tage im Krankenhaus waren einfach nur schlimm. Ich hatte
solche Angst, das Kind zu verlieren. Die Ärzte haben mir zwar erklärt, dass
solche Blutungen nichts Außergewöhnliches seien, dass ich mir nicht zu
große Sorgen machen soll, dass es das Beste für das Kind wäre, wenn ich
mich nicht aufregen würde, und dass schon alles gut werden würde. Aber
Gedanken habe ich mir natürlich schon gemacht.
Naja, "Gedanken gemacht" ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck
... Auf der Fahrt ins Krankenhaus war ich einerseits völlig in Panik wegen
all dem Blut, ich hatte einfach fürchterlich wahnsinnig Angst um mein Baby,
auf der anderen Seite habe ich mir einzureden versucht, "das war es jetzt,
das kann nicht gut gehen, ich habe garantiert mein Baby verloren" - wohl
einfach, um schon mal einen gewissen "seelischen Schutzschild" aufzubauen
vor dem, wovor ich in dem Moment unermessliche Angst hatte. Und dann im
Krankenhaus diese ganze Warterei, immer passierte nichts, immer hieß es
nur, bleiben Sie ruhig, kleinen Moment noch, bleiben Sie ganz ruhig liegen.
Ich hätte einfach nur schreien mögen, alles um mich zusammenschreien. Die
erste Zeit war einfach nur furchtbar - ich hatte das Gefühl, ich lag
stundenlang nur stocksteif im Bett, starrte mir auf den Bauch, dem man so
gar nichts von dem kleinen Wesen ansah, dass doch da drin sein sollte,
konnte nichts spüren... Einmal habe ich es gar nicht mehr ausgehalten und
bin zum Schwesternzimmer gelaufen, sie sollten mir doch endlich irgendetwas
sagen, aber sie haben mich nur wieder zurück ins Bett geschickt, und wenn
ich auf die Toilette wollte, sollte ich klingeln. Außerdem fühle ich mich
irgendwie - schrecklich wertlos. Ich tauge nichts, ich bin nichts wert,
ich schaffe es ja nicht einmal, mein eigenes Kind auf die Welt zu bringen,
schon in der Schwangerschaft versage ich. Alle anderen Frauen schaffen es,
ihre Kinder auszutragen, selbst die strohdoofsten, die absolut
unsympathischen, die letzten Miststücke - und ich schaffe es nicht. Ich kam
mir einfach absolut unwert vor, und genauso dreckig, wie viele über mich
geschrieben haben, bei uns im Forum und auch in anderen Foren, wegen meiner
Beziehung zu Heinz und der Art und Weise, wie die Trennung zwischen seiner
Frau und ihm verläuft und natürlich auch wegen den Schwierigkeiten mit
seinen Kindern. Ich hätte mit dem Kopf gegen die Wand schlagen mögen und
schreien, dass ich es gar nicht besser verdiene. Außerdem habe ich mich I.,
Heinz´ Frau, unendlich unterlegen gefühlt - sie hat es geschafft, ihm zwei
Kinder zu schenken, und ich versage schon beim ersten gleich zu Anfang der
Schwangerschaft. Irgendwie fühlte ich mich auch so schuldig - weil ich zu
Anfang ja gleich gesagt habe, mal sehen, ob die Schwangerschaft überhaupt
gut geht etc. - als ob ich da irgendwie irgendwas "herbeigeredet" hätte,
oder als ob mein Baby sich nicht genug erwünscht gefühlt hätte, so die
Richtung ...
Natürlich haben mich die Ärzte zum Teil wieder aufgebaut, sie haben mir
- wie gesagt - versichert, dass Blutungen in der Schwangerschaft gar nicht
so selten sind, dass trotzdem alles gut gehen kann, dass ich nichts falsch
gemacht habe, dass man bei unserem Zwergerl ganz wunderbar den Herzschlag
sieht, alles altersgerecht entwickelt ist etc., lauter ermutigende Dinge.
Natürlich konnte mir niemand irgendwelche Garantien geben, das gibt es
nicht, nie im Leben, aber sie haben mir genug Gründe gegeben, nach der
ersten Zeit wieder ein bisschen Hoffnung zu fassen, statt "das kann nicht
gut gehen!" doch wieder zu denken "vielleicht geht es ja doch noch gut,
vielleicht, eventuell!"
Natürlich hat Heinz mich in diesen Tagen unendlich unterstützt, er hat
mir versichert, dass ich nicht wertlos bin, dass ich für ihn nicht wertlos
bin, dass ich ihm unendlich viel wert bin - und zwar unabhängig davon, wie
das mit unserem Baby ausgehen sollte. Und er hat mir versprochen, wenn wir
dieses Kind verlieren sollten, dann wünscht er sich ein neues Kind mit mir,
ganz bewusst und mit Absicht. Nicht, dass das irgendetwas ersetzen könnte -
aber immerhin muss ich mir nicht immerzu sagen, das wäre die einzige Chance
für mich, je ein Kind zu bekommen, und die habe ich vermasselt. Irgendwie -
bescheuert, aber auch das hat mir viel bedeutet.
Sogar die Kleine hat mich richtig aufgebaut, als sie ein paar Mal bei
mir im Krankenhaus war. Heinz hatte ihr ja sagen müssen, was los war, und
sie hat sich einfach für uns gefreut, so unbeschwert, wie ich es ihr gar
nicht zugetraut hätte. Diese Freude, ohne jeden großen Kommentar, hat mir
sehr gut getan!
Auch sonst waren viele Menschen wirklich nett zu mir, beispielsweise
auch meine Zimmernachbarin, die ungefähr so alt war wie ich, und die sie
wegen irgendeiner Eileiter-Entzündung eingeliefert hatten. Sie war sowieso
einfach ein fröhlicher Mensch, und die Art, wie sich mich fröhlich fragte,
ob sie ihrem Freund (als der sie besuchen kam) erzählen dürfte, warum ich
im Krankenhazus wäre und dass ich schwanger wäre - allein das tat schon
gut. Und auch was Heinz betraf - sie hat einmal gefragt, dass er ja wohl
mein Freund wäre, was ich bestätigt habe, und weiter kam keinerlei
irgendwie negativer Kommentar von ihr, obwohl der große Altersunterschied
zwischen uns ja ziemlich offensichtlich ist. Meine Zimmernachbarin hat das
einfach als ganz selbstverständlich genommen und uns einfach alles Gute
und viel Glück für unser Baby gewünscht - auch das tat gut!
Natürlich kamen auch weniger schöne Reaktionen, wie bei der einen
Putzfrau, die mich fragte, wieso ich da wäre, und als ich etwas von
"Blutungen in der Schwangerschaft" sagte, meinte sie nur, so hätte sie ihr
Kind auch verloren, und hat mich bedauert. Ich glaub ihr ja, dass der
Verlust ihres Kindes (auch wenn es bestimmt 20 Jahre her ist, so alt, wie
sie wirkte!) für sie immer noch schrecklich ist, aber diese
Selbstverständlichkeit, mit der sie von Blutungen auf Tod des Kindes
schloss, als einzig mögliche Alternative ... das hat mich doch wieder
ziemlich runtergezogen, und Heinz hatte Mühe, mich den Tag wieder zu
motivieren und eben nicht den Mut zu verlieren zu dem "vielleicht wird es
ja doch noch gut, vielleicht, eventuell!"
Mittlerweile haben die Ärzte mir ja wieder "Entwarnung" gegeben, die
Blutungen haben aufgehört, mit dem Baby ist lt. Ultraschall alles in
Ordnung und zeitgerecht entwickelt, Herzschlag in Ordnung etc., und ich bin
froh, dass sie mich wieder nach Hause gelassen haben, auch wenn ich hier
auch noch praktisch den ganzen Tag abwechselnd im Bett und auf dem Sofa
liege - und Heinz und die Kleine geben sich gemeinsam alle Mühe, mich
nach Kräften zu verwöhnen! Im Moment geht es mir also ganz gut! Und die
viele Anteilnahme und die guten Wünsche hier bei uns im Forum bauen mich
natürlich noch zusätzlich auf - ganz, ganz herzlichen Dank an alle, die auf
so liebe Weise an uns gedacht haben!
Ach ja - Heinz hat mir auf dem Nachttisch ein kleines gerahmte Bildchen
aufgebaut, das erste Ultraschall-Bild von unserem Zwergerl. Ich glaube, so
ganz langsam fasse ich doch wieder Mut, mich aufs Baby zu freuen!