Montag,
7. Juni 2004
Klärendes Gespräch mit Audreys Eltern
Gestern, am Sonntag, war ich zum ersten Mal seit Monaten wieder einmal bei
meinen Eltern und habe ihnen endlich von meiner Schwangerschaft berichtet. Ich
habe das ja schon lange vor mir hergeschoben. Erst wollte ich warten, bis die
ersten Schwangerschaftswochen um sind und das Risiko einer Fehlgeburt nicht mehr
so groß ist - denn wozu die Aufregung, wenn es sich doch noch erledigt! Dann kam
mein Krankenhausaufenthalt. Danach sollte ich mich ja erst noch schonen. Dann kam
noch eine Prüfung, dazu die Probleme von Heinz mit seinem Sohn, ... Alles Gründe,
dass ich das Gespräch mit meinen Eltern weiter aufschieben konnte.
Am Sonntag habe ich mich dann aber doch getraut und bin hingefahren. Als ich
kam, war mein Vater zum Glück auf seinem Sonntagsspaziergang, so dass ich erst
einmal mit meiner Mutter allein reden konnte. Bei ihr war ich mir sicher, dass sie
verständnisvoll reagieren würde. Und abgesehen von einem ersten "Ach, du Schreck!"
war ihre Reaktion auch so. Sie wollte gleich wissen, wie weit ich sei und wie es
mir ginge. Natürlich kamen auch von ihr Fragen, was Heinz denn dazu sagen würde,
wie ich mir vorstellen würde, wie das alles weiterginge, was mit meinem Studium
sei usw. Aber im Grunde gab sie mir das Gefühl, hinter mir zu stehen und mich bei
allem zu unterstützen.
Viel mehr Bedenken hatte ich ja bei meinem Vater. Er war schon schlecht
gelaunt, als er mich sah. Meine Mutter hat es ihm dann erzählt, als wir zusammen
im Wohnzimmer saßen. Natürlich kam dann auch von ihm gleich das Erwartete: "Das
musste ja so kommen. Jetzt siehst du, was du davon hast. Hat sich dein Heinz denn
schon aus dem Staub gemacht? Was wird nun mit deinem Studium? ..." Aber nachdem
ich ihm versichern konnte, dass Heinz zu mir steht und dass ich auch vorhabe,
mein Studium abzuschließen, wurde das Gespräch dann doch noch sachlicher.
Meine Mutter sagte, dass sie mich natürlich unterstützen würden, und mein
Vater hatte keine Einwände. Er fing sogar selbst das Thema Finanzen an und wollte
wissen, wovon wir denn im Moment leben. Meine Mutter erzählte ihm, dass sie mir
Geld überwiesen hätte, und wider Erwarten regte er sich nicht darüber auf.
Etwas geschockt waren meine Eltern darüber, dass Heinz' Tochter bei uns lebt.
Sie wunderten sich, dass ich damit klarkäme. Aber irgendwie kam Heinz dadurch bei
ihnen in ein etwas anderes Licht.
Jedenfalls ist der Besuch bei meinen Eltern sehr viel besser verlaufen, als
ich es erwartet hatte. Ohne Streit und ohne allzu viele Vorwürfe. Natürlich sind
sie nicht begeistert davon, dass ich ein Kind von Heinz erwarte, und sie sind
immer noch gegen unsere Beziehung. Aber sie stehen zu mir und wollen mich
unterstützen, und wenn das Kind erst einmal da ist, da bin ich sicher, werden
sie sich darüber freuen.